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Weißes Pulver und ein bisschen Alpenzauber: La Paz

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Elena bot mir ein Stück Mandarine an. Wir hatten uns zufällig beide am schönsten Flecken Sucres eingefunden, um ein bisschen unsere Gedanken niederzuschreiben.

Sucre
Sucres schönster Platz – mit Blick über die bolivianische Hauptstadt

Elena, gebürtige Mexikanerin, schreibt ihre Masterarbeit über den Gaskonflikt zwischen Bolivien und Chile und hat allerlei interesante Sachen zu erzählen. Endlich verstehe ich mal den Unterschied zwischen Enchiladas, Quesadillas, Tacos und was sich in der mexikanischen Küche sonst noch alles gleich anhört für mich. Wir beschließen, zu einem nahgelegenen Schlösschen zu fahren. Wie, das wissen wir noch nicht so genau. Doch schon bald finden wir einen kleinen, wieder leicht wackeligen Bus, der uns dorthin bringt. Das Schlösschen befindet sich auf Militärgebiet. Irgendwie hat Bolivien sehr viel Militär, selbst in der Salzwüste. Innen gibt es nichts zu sehen, so ist die Besichtigung schnell beendet. Da schlendern wir lieber nocht etwas durch Sucre.

Auf geht’s nach La Paz

Elena und ich machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Im Colectivo läuft Enrique Iglesias in Dauerschleife. Unsere Wege trennen sich wieder: Sie will nach Cochabamba, ich nach La Paz. Wieder beginnt das Abenteuer Busbahnhof. Denn diesmal wird das Gepäck eingecheckt, und nicht wie gewohnt einfach in den Bus gestopft. Leider bin ich erst am dritten Schalter richtig, dann werde ich auf Bussteig 9 verwiesen. Vorher werde ich aber erstmal wieder woanders hingeschickt, denn man muss eine „Erlaubnis für das Betreten des Bussteigs“ für ein bisschen Kleingeld erwerben. Endlich darf ich zu Steig 9. Und warte, warte, warte. Auf dem Boden liegen wieder die bunt karrierten Säcke, beschriftet mit CCBA…Cochabamba?

Ok, ich gehe um den Bus herum. Ok, dieser Bus fährt nicht dahin, wo ich hinmöchte. Wo ist denn mein Bus? Ich frage einen netten Busfahrer. Er zeigt in die Mitte des Platzes, irgendwo in die schwarze Dunkelheit. Ok, mein armer Bus hat wohl keinen Bussteig bekommen. Armer, armer Bus. Ich versichere mich beim Einsteigen noch einmal beim Busfahrer, dass der Bus wirklich nach La Paz fährt und bete, dass mein Gepäck ebenfalls an Bord ist.

Gefährliche Nachtfahrt: Mit Rambo durch die Nacht

Eigentlich wird in Bolivien von Überlandfahrten bei Nacht abgeraten, aber der Busplan lässt mir keine anderen Möglichkeit. Die Fahrt beginnt, im Fernsehprogramm gibt es folgende Filmauswahl: Rambo I, II, III und IV. Der Fahrer klickt auf Rambo I. Hinter mir sitzt eine junge Mutter mit Baby. Jemand hat das Notausgangfenster aufgelassen und es ist kalt, kalt, kalt. Das Baby schreit. Ein altes Mütterchen raunt zur jungen Mama: „Mamita, wärm die Kleine. Merkst du nicht, dass sie friert?“ Was für eine schöne, entspannende Nacht.

Ansgteinflößendes La Paz: Ein Städtetrip der besonderen Art

La Paz‘ Größe ist erschlagend. Als hätte jemand eine Hand voll Häuser mitten an eine Bergwand gequetscht, so liegt die Stadt eingekuschelt am felsigen Hang. Hier geht man entweder bergauf, oder bergab, was anderes macht man eigentlich nicht. Zur Abwechsung hatte ich mich dieses Mal in einem Partyhostel eingecheckt und traf auch schon bald auf meine erste, stark verkaterte Zimmergenossin aus Holland. Die anderen vier Mitbewohner waren noch nicht zurückgekehrt. Nach Frühstück und Dusche gings direkt weiter zur Stadtführung. Am Regierungsgebäude gibt es eine Uhr, die gegen den Uhrzeigersinn läuft. Sie soll eine Abgrenzung zu den Uhren der Kolonialherren sein.

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La Paz von El Alto aus: Nichts als Häuser

Auf dem Hexenmarkt hängen tote, ausgetrocknete Lamaföten. Sie dienen als Opfegabe und zu spirituellen Zwecken. Im höhergelegenen El Alto kann man mit den Föten zu Schamanen gehen, die diese Opferung durchführen – etwa, wenn ein neues Haus gebaut wird oder jemand verhext werden soll. Doch es geht noch grausamer Leute, wir sind ja hier schließlich in einer erdrückend riesigen Stadt, in der einen keiner vermissen wird. Es wird gemunkelt, dass zur Einweihung eines neuen Hauses oder Gebäudes, Menschen geopfert werden, vorzugsweise blonde Menschen. Ich schaue auf den Boden und kehre mit meinen Fußsohlen den Straßendreck zur Seite. Dabei werden in der Nähe des Friedhofs, Bettler und Penner betrunken gemacht und schließlich getötet, denn sie vermisst ja keiner. Wollen wir vielleicht mal das Thema wechseln? Ich denke das ist besser.

Hexenmarkt Lamaföten La Paz Reise Erfahrung Blog Bolivien
Tote Lamaföten und jede Menge Hokuspokus auf dem Hexenmarkt La Paz

Stadt des weißen Pulvers

La Paz ist ein Pulverfass. Insbesondere für feines, weißes Pulver. Vor dem Hostel beobachten wir zwei Jungs, die sich für gerade einmal zwanzig Sekunden in ein illegales Taxi setzen, dann wieder aussteigen, um sich dann wieder in ein illegales Taxi zu setzen. Wir fragen, ob sie denn nicht irgendwo hinfahren wollen. Nee, sie wollen Drogen kaufen, denn es heißt, dass man Kokain und Marihuana in illegalen Taxis erwerben kann. Ich treffe die beiden später auf einer Party, sie hatten letztendlich Erfolg gehabt.

Hoch hinaus mit der neuen Seilbahn

Alpenzauber gab’s am nächsten Tag. Ich schwelge in Buenos-Aires Erinnerungen, hatte ich doch eine Meldung über die Eröffnung der Seilbahn in La Paz geschrieben. Mein pures Fachwissen bekam dann die Holländerin ab, mit der ich mich auf Berg-und Talfahrt begeben wollte. Nachdem ich ihre misslungene Lederjacke um einen beachtlichen Betrag heruntergehandelt hatte (denn in Südamerika lernt man sehr schnell zu verhandeln und Preise zu drücken, selbst ich) geht’s auf in die Höhe. Doch vorher werden wir noch eben schnell Teil einer bolivianischen Fernsehshow.

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Teil des Programms – anscheinend sind wir auch aus 500 Meter Entfernung aufgefallen

 

Die Seilbahn verbindet La Paz mit El Alto und von oben hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Auf dem Rückweg werden wir noch zu einem kleinen Tänzchen eingeladen und dann gehts ab ins Bett, morgen müssen wir früh raus. Denn es geht zum Titicaca-See.

Seilbahn La Paz El Alto Reise Erfahrung Blog Bolivien
Die Bolivianer lieben die neue Seilbahn La Paz – El Alto. Ich auch!

3 Gedanken zu „Weißes Pulver und ein bisschen Alpenzauber: La Paz

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