ArmenienEuropa

Kindsköpfe

Der Laderaum des Vans war von innen mit Holz ausgekleidet und die Kinder und wir prallten in den engen Kurven abwechselnd gegen die schroffen Wände. Die Kleinen grölten und tobten, doch das würde draußen keiner hören. Nach zehn Minuten war die turbulente Fahrt vorbei. Zeit für ein paar Flechtfrisuren von einer armenischen Friseurin. Könnt ihr mir folgen?

Goris: Eine Kleinstadt voller Kinder
Wir waren nicht durch Zufall in den Van geraten. Naja, sagen wir so, gewissermaßen schon. Als wir von unserer Wanderung durch die Gräberlandschaft von Goris wieder zurück in Richtung Stadt schlenderten, begegneten wir der ersten Horde Kinder. Denn Kinder gibt es einige hier in Goris. Kurzerhand ließen wir uns zu einem kleinen Fußballmatch überreden – nachdem die essentielle Frage geklärt war: Bist du Ronaldo oder Messi? Zwischen Autoteilen, Schotter und heruntergefallenen Maulbeeren hatten wir viel Spaß – ich hab sogar ein Tor geschossen 😉

Auf die Jungsbande folgt die Mädelsbande
Wir machten uns auf dem Heimweg und begegneten nur fünf Minuten später der nächsten Kinder-Clique aus Goris. Ein paar Mädels strolchten durch die staubigen Straßen der Kleinstadt und waren ganz neugierig, woher wir kamen. Kurzerhand luden sie uns zu sich nach Hause ein, wo wir das Geheimnis um die mysteriösen Bergzipfel rund um Goris lüfteten. Denn sie hatten so eine kleine Berghöhle mitten im Garten – und darin kann man sogar wohnen!

Schwimmen in der Regentonne
Wie jeden Tag war es unglaublich heiß in Armenien, und wir hatten große Lust zu schwimmen. Doch weit und breit kein See, kein Meer. Was tun? Die kleinen Kindsköpfe hatten die Lösung. Ihr Nachbar hätte einen Pool. Einen Pool? Ok, dann schauen wir uns das doch einmal genauer an.

Es stellte sich heraus, dass es sich fast um einen Pool handelte. Um genauer zu sein – um ein Auffangbecken für Regenwasser, in dem angeblich noch ein paar Fische schwimmen sollten, die man aufgrund des extrem trüben, gelblichen Wassers aber nicht sah. Das Becken hatte Platz für maximal drei Personen -stehend wohlgemerkt – und die Pflanzen die am Beckenboden unsere Füße kitzelten, waren undefinierbar. Das klang verlockend! Deshalb sind wir auch sofort reingegangen.

Friedhof der Autos und Flechtfrisuren
Nach der Erfrischung ging es munter weiter – in Goris gibt es schließlich viel zu entdecken (so die Meinung unserer Kinderschar, die uns auf Schritt uns Tritt begleitete). Sie führten uns zu einer Mini-Kapelle. Auf dem Weg dorthin stapelten sich Autowracks und Blechteile. Wir fragt, warum hier so viele Autos rumlägen. Das sind Unfallautos, die werden hier einfach hingetan, war die Antwort. Achso.

Nach unserem kleinen Ausflug machten wir uns zurück auf den Weg zum Zuhause der Kleinen. Wir begegneten zufällig jemanden, den die Kinder kannten und der einen alten Van fuhr. Im Sprinter geht’s halt schneller nach Hause – also sprangen wir allesamt in den Frachtraum. Zack. Der Laderaum des Vans war von innen mit Holz ausgekleidet und die Kinder und wir prallten in den engen Kurven abwechselnd gegen die schroffen Wände. Die Kleinen grölten und tobten, doch das würde draußen keiner hören.

SONY DSC
Im Sprinter unterwegs

Nach zehn Minuten war die turbulente Fahrt vorbei. Die Mama machte uns frischen Tee und servierte uns Käse sowie Lavash und -natürlich-Aprikosen. Wie schön, dass sie dazu noch gelernte Friseurin war. Denn sie machte uns ganz fabelhafte Frisuren.

Dann chillten wir einfach noch den kompletten Abend bei der Familie, quatschten, tranken Tee und spielten mit dem kleinen, süßen Katzenbaby.

SONY DSC

Doch schon bald wurde den Kindsköpfen das alles zu langweilig. Jetzt musste wieder Action ins Spiel kommen. Die Kleinen hatten nur ein Ziel: Das Kindercafe in Goris. Dort kann man entspannt ne Coke schlürfen (oder auch einen Eisbecher schlemmen, wobei die Kleine ehrlich gesagt schon genug Süßigkeiten an dem Tag hatte aber naja) und sich seltsame Tiermasken aufziehen. Und jetzt sagt nicht, das kann man auch woanders. Und nein, ich habe mir keine Tiermaske aufgezogen.

Selbst, als sich schon die Nacht über die Kleinstadt legte, wollten die Kinder uns nicht gehen lassen. Dabei hatten wir vor, am nächsten Tag zurück nach Jerewan aufzubrechen und mussten noch alles zusammenpackten, aber die Kids stürmten unser kleines Hostelzimmer. Irgendwann mussten zum Glück auch sie ins Bett – und kurz darauf waren wir auch schon im Land der Träume. Gut, dass wir da noch nicht wussten, dass uns kurz darauf die schrecklichste Nacht der Reise bevorstand.

Ein Gedanke zu „Kindsköpfe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.