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Argentinien: Im Norden viel Neues

Meine Zeit in Buenos Aires neigt sich mit großen und beunruhigend schnellen Schritten dem Ende zu. Am 26.06. muss ich meine Wohnung verlassen, so viel steht fest. Aber wirklich zu gehen – das kann ich irgendwie nicht. Ich bitte innerlich um Spielverlängerung – und gebe mir maximal fünf weitere Tage. Zu groß ist die Gefahr, hier hängen zu bleiben. Vielleicht sogar für immer.

Tausende von Geschichten habe ich gehört, von Menschen, die dem Tango verfallen sind (das kann mir zum Glück nicht passieren), im Trott dieser wunderbaren Großstadt hängengeblieben sind und im Nichts feststecken. Buenos Aires ist gefährich, denn man will nicht gehen. Ich weiß nicht, was der Grund für die tausend Hängengebliebene ist – für mich sind es definitiv die Menschen, die so wunderbar sind und die ich meine Freunde nennen darf.

Blut, Müll und zerrissene Laken – Nächte in einer argentinsichen Männer WG

Ich treffe meinen Reisepartner, der zufällig aus der gleichen Ecke in Deutschland kommt wie ich. Wir motivieren uns gegenseitig – und schwupps, aus fünf Tagen Verlängerung sind nach Kauf des Bustickets nur noch zwei geworden. Ich habe das Glück, für diese zwei Tage bei argentinischen Freunden unterzukommen – Chaos. Dreier-Männer WG, vergilbte hebräische Bücher, mittelalterlich angehauchte Klamotten und blutige Matratzen des Vormieters – so hauste ich zwei Nächte in einem kleinen Zimmer mit einem der Jungs auf zerrissenen Laken und einer ganze Menge Müll. Aber das sehe ich nicht. Die Geste zählt – ich bin dankbar für die argentinische Gastfreundschaft.

Argentinien Buenos Aires Männer WG
Schön ist anders

Salta: Es geht nordwärts

Endlich geht es los. Meine Freundin Nati begleitet uns noch zum Busbahnhof. Im hochmodernen Schlafbus geht es auf eine 20-stündige Reise nach Salta, Nordargentinien. Ich schlafe nicht, doch die zwanzig Stunden fühle ich auch nicht. Das ist der Punkt, an dem man sein Strecken- und Zeitverhältnis revidiert.

Salta wird von vielen als Stadt hoch angepriesen. Es ist nett, ganz süß, reißt mich aber nicht vom Hocker, um ehrlich zu sein. Hier sind die Tage heiß und Nächte kalt, das Hostel, in dem wir einchecken, hat keine Heizung. Meine Reisebegleitung und ich testen am nächsten Morgen die Seilbahn – man hat einen herrlichen Blick über die Stadt.

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I’m a Barbie Girl, in my Barbie wooooorld

Am Abend wird dann mit drei anderen deutschen Jungs das Deutschlandspiel gegen Algerien geschaut – und feuchtfröhlich mit Karaoke gefeiert. Ich werde gezwungen „Barbie Girl“ von Aqua zu singen – der Ken war nicht so textsicher. Am Ende landen wir wieder auf irgendeiner Geburtstagsparty, die mein Mitreisender nicht verlassen will. Wohlwissend schnappe ich mir die Bustickets aus seiner Jackentasche – und bin froh, als ich am nächsten Tag feststelle, dass er sogar in seinem Bettchen liegt.

Jujuy – Purmamarca: Gebirge, Lamas, bunte Felsen

Die Reisegeschwindigkeit steigt. Es geht nordwärts. Pünktlich um 9.30 fährt der Bus für meinen Reisepartner und mich nach Jujuy und Purmamarca – Kilometer für Kilometer nähern wir uns der bolivianisch-argentinischen Grenze. Und das ist deutlich zu spüren. Um uns herum verändert sich alles. Die Gesichter der Menschen nehmen indianische Züge an, ihre Kleidung ist bunter als jeder Regenbogen, aus Lama- und Alpacawolle. Die Umgebung wird gebirgiger, um uns herum scheinen die Berggipfel einen Höhenwettkampf auszutragen. Wir sind überrascht, wie einfach es doch funktionert in Jujuy umzusteigen. Da meine Reisebegleitung kein Spanisch spricht, bleibt mir die Übung – zum Glück.

Wir erreichen Purmamarca. So stelle ich mir ironischerweise eine jordanische Kleinstadt vor. Mein Reisebegleiter spottet, dass er noch nie so oft das Wort Jordanien innerhalb weniger Minuten gehört hätte. Sorry, das ist halt meine Meinung dazu, antworte ich lachend. In Purmamarca (bis ich den Namen von der Stadt Humahuaca unterscheiden konnte, dauerte es noch einige Tage) gibt es riesige Felsmassive, die alle unterschiedliche Farben und Reliefs aufweisen – wunderschön.

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Purmamarca – mehrfarbige Felsformationen

Humahuaca: Mein erstes Lama-Steak

Es ist superheiß und wir sind froh, den Bus nach Humahuaca zu finden. Und wieder beginnt eine mehrstündige Fahrt: Schlafen, aus dem Fenster gucken, staunen, Leute beobachten, Musik hören, wieder aus dem Fenster gucken, um zu schauen, ob es die richtige Haltestelle ist.

Angekommen, geht es wieder auf Hostelsuche. Wir landen in einer kleinen Pension mit – tadaaa- Heizung. Lange nicht so gut geschlafen. Auch mein allererstes Lama-Steak darf nicht fehlen. Nicht schlecht, aber ich bin verwöhnt durch Buenos Aires.

Humahuaca ist total süß. Finde ich, findet meine Reisebegleitung nicht so. Während er noch einmal frühstückt, schlender ich durch die gepflasterten Gassen und schaue noch einmal bei dem Kiosk vorbei, wo wir am Abend zuvor eine nette Unterhaltung mit zwei Humahuacerinnen (sagt man das so?) hatten. Ich in froh, als ich einen kleinen Markt entdecke und mir endlich ein paar Flipflops zulegen kann – das kommt definitiv auch auf meine Liste der „guten, kleinen Dinge“.

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In den Gassen von Humahuaca, Argentinien

Wir treffen uns am Busbahnhof, ich kauf mir noch schnell ein paar leckere Empanadas von einer schnuckeligen alten Dame und dann wird es ernst – es geht zur Grenzstadt La Quiaca. Noch heute werden wir nach Bolivien einreisen.

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