Im Busterminal von Bahia hatte ich genau eine Wahl für den Bus nach Quito, nämlich „Reina del Camino“ (zu Deutsch „Die Königin des Weges“, dass ich nicht lache). Wie aus dem Titel hervorgeht war die Reise nicht so der Knaller. Mit anderen Worten: die schlechteste Busfahrt, die ich in Südamerika je hatte.
Ich möchte nicht mit meinem Nachbarn unter einer Decke stecken…
Normalerweise habe ich immer meinen kleinen Survival-Rucksack dabei. Darin sind zu 90 Prozent Sachen, die ich nicht brauche und zu 10 Prozent Sachen, die ich brauche. Aber man weiß schließlich nieeeee, ob man man mal was von den anderen 90Prozent braucht. Ok – Ausrede. Im großen Rucksack war einfach kein Platz mehr. Trotzdem, meinen kleinen Rucksack, den ich so gern im Auge habe, durfte ich nicht mitnehmen. Stattdessen stopfte ich so 50 Prozent in eine Plastiktüte, die dann im Endeffekt genauso groß war, wie der Rucksack. Die durfte ich mit reinnehmen. Es war megakalt. Auf meine Frage hin, ob man denn die Klimaanlage ausstellen könnte gabs nur ein „Nein, die kann man nicht ausstellen“. Ja klar. Von 35 Grad ging’s dann radikal auf 12 Grad. Mein Sitznachbar wollte so gern, dass ich mit unter seine Decke schlüpfe. Nee, vielleicht frier ich doch lieber ein kleines Bisschen.
Reina del Camino: Die gefährlichste Busgesellschaft Ecuadors?
Die Fahrt ist holprig und in Anbetracht der Beinfreiheit verstehe ich, dass mein Rucksack nicht mitdarf. Das Schlimmste jedoch erwartet mit retrospektiv – jeder, dem ich von meiner Busfahrt erzählt habe, schlägt einfach nur die Hände über den Kopf zusammen und sagt: du bist da mit der Busgesellschaft mit den meisten Unfällen des Landes gefahren. Und tatsächlich, schon die Eingabe des Namens ins Google-Suchfeld schlägt folgende additive Stichwörter vor: Unfall, Unfall Weihnachten, Unfall Weihnachten alle tot, Crash…
Latino-Leben in Quito
…ich höre auf zu lesen und lehne mich in meinem eigenen Zimmer zurück. Ich bin in Quito. Und ich bin in einem richtigen Haus! Ich hatte Lucho, gebürtiger Ecuadorianer und wohnhaft im wunderschönen Quito, vor ein paar Wochen in Trujillo kennenglernt. Schon nach fünf Minuten Gespräch bot er mir an, bei ihm unterzukommen, sobald ich in Quito bin. Ich sagte zu, und bereute es keine Sekunde. Quito ist wirklich super schön, das ist eine Stadt, in der ich mir vorstellen kann, zu leben. Und deshalb blieb ich auch fast ne ganze Woche da.
Ich hab bei weitem nicht alles gesehen, was Quito so zu bieten hat, aber ich habe gelebt. Mit Rayna, Luchos amrikanischer Mitbewohnerin und ihres Zeichen Yoga-Lehrerin, gehts zum Pilates und Salsa Tanzen in den Park. Mit Lucho wandere ich zum Panecillo, einer Statue, von der man einen wunderschönen Blick über ganz Quito hat. Bereits nach drei Tagen habe ich schon eine ganze Reihe neuer Freunde, die es mir schwerer und schwerer machen, das Land zu verlassen.
Ein Gedanke zu „Schonmal mit der gefährlichsten Busgesellschaft Ecuadors gefahren?“