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Iguazu: Vor mir die Sintflut

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Urlaub im Hochwassergebiet? Klingt etwas seltsam. Ist es vielleicht auch, aber ich nehme mal eins vorweg: Trotz aller Komplikationen war es diese Reise wert.

Iguazu verwandelt sich in ein Hochwassergebiet – klingt nach Urlaub für mich

Ich hatte bis letzten Dienstag tausend Meldungen über die katastrophalen Zustände im Gebiet der Iguazu-Wasserfälle verfasst. In der Agentur zeigte der riesige Fernseher an der Wand bunte Bilder von den Überschwemmungen. Wassermassen hatten die Wasserfälle, Südbrasilien und Teile Paraguays in eine einzige braune Suppe verwandelt. Mein Chef erinnerte mich: Du wolltest doch nach Iguazu, oder? Möchtest du nicht noch eine Meldung schreiben, wieviele Menschen in Südbrasilien ertrunken sind? Aber gerne doch.

Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?

Die Iguazu-Wasserfälle muss man gesehen haben, das konnte ich mir nun wirklich nicht entgehen lassen. Doch die Organisation der Reise gestaltete sich schwieriger als erwartet. Die Welt hatte sich doch tatsächlich weitergedreht, alles muss mit Kreditkarte gebucht werden, in deren Besitz ich nicht bin. Also musste ich auf die altmodische Variante zurückgreifen: Mit dem Bus zur Vertretung der Region Iguazu (Misiones), um mich über den aktuellen Zustand des Nationalparks zu erkundigen, dann ins Büro der Fluggesellschaft, um ein Ticket zu kaufen und eine Mail ans Hostel, in dem es doch tatsächlich noch möglich war, ohne Vorkasse zu buchen. Zehn Stunden vor geplantem Abflug hatte ich dann alles Notwendige beisammen. Ja genau, die Betonung liegt auf geplantem Abflug.

Gestrandet am Flughafen a la Lateinamerika

Früher als jeder lateinamerikanische Vogel tuckerte ich am nächsten Tag zum Regionalflughafen und checkte putzmunter und fröhlich ein. Fünf Stunden später war ich jedoch immer noch an besagter Stelle, hatte inzwischen schon zum zweiten Mal eingecheckt, war zum zweiten Mal durch die Sicherheitskontrolle geschlendert und hatte sogar mein Gepäck schon abgeholt – am gleichen Flughafen. Putzmunter und fröhlich wurden durch leichte Magenschmerzen vom Entschuldigungssandwich der Airline ersetzt. Man hatte an diesem Tag ausnahmsweise nur ein Flugzeug – das wusste man aber vorher nicht. Gut, einen Tag hatte ich wohl schonmal verloren.

Puerto de Iguazu – ein Loch

Puerto de Iguazu ist ein Ort, der es einem nicht leicht macht, ihn zu mögen. Insbesondere, wenn man zu spät dort ankommt, um zu den Wasserfällen zu fahren und zu früh, um sofort ins Bett zu kriechen. Ich mag es eigentlich, wenn Städte hässliche Ecken haben, das macht sie irgendwie sympathisch. Aber Puerto de Iguazu ist eine einzige hässliche Ecke. Randvoll mit Touristen und entsprechenden Touristenfallen. Es gibt eigentlich kaum etwas, was ich mehr hasse auf Reisen.

Gut, randvoll war jetzt etwas übertrieben, denn ich reiste in der Nebensaison. Bedeutete: Ich hatte ein Dreibettzimmer ganz für mich allein, ebenso den Frühstücksraum, oder besser gesagt, das kleine schnuckelige Frühstückshäusschen, wo jeden Morgen frische Croissants warteten. Aber genug jetzt, kommen wir zum wichtigen Teil, den Wasserfällen.

Die argetninische Seite der Iguazu-Wasserfälle

Die Wasserfälle kann man von mehreren Seiten aus betrachten, da sie sich im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay befinden. Mein Plan für den ersten Tag (Brasilien) entfiel aufgrund der Verspätung, daher gings am nächsten Morgen erst einmal auf die aregtninische Seite. Ja, es ist sehr beeindruckend.

Da die Hauptaussichtsplatform durch die vorherigen Fluten beschädigt wurde und unbesuchbar war, kam ich recht zügig durch den Nationalpark. Meine Mitstreiter, ein schwules brasilianisches Pärchen, ermunterten mich, doch noch am selben Tag nach Brasilien zu fahren, sie hatten die brasilianische Seite am Vortag besucht und für schöner befunden. Gesagt getan.

Ab in den Bus nach Puerto Iguazu, um dann in den Bus nach Brasilien umzusteigen. Das war der Plan. War klar, dass dieser sich nicht erfüllte. Ich kam zehn Minuten zu spät. Der letzte Bus war schon abgefahren. Strahlender Sonnenschein, 14 Uhr nachmittags und um mich herum die erdrückende Trostlosigkeit von Puerto Iguazu. Nein…noch einen Tag konnte ich hier nicht verbringen. Also beschloss ich, ein Taxi zu nehmen.

Alles klar, Herr Kommissar? – Mit dem Taxi und dadidedum nach Brasilien

Fernando, gebürtiger Puerto Iguazuer, oder wie man das auch immer nennen mag, nervte mich schon seit Fahrtbeginn. Ich will hier gar keine negative Stimmung verbreiten, aber wenn man 18 Mal hintereinander eine Einladung zum Caipirinha-Trinken ablehnen muss, ist das doch schon ein kleines bisschen anstregend. Hinzu kamen sämtliche weitere nervige Kommentare und Machogehabe, das ich hier gar nicht erst aufzählen will. Und dann noch eine Sache, die mich schon seit Beginn meiner Zeit in Argentinien total verwirrt hat. Überall, aus jeglichen Radiokanälen und auch bei Fernando im Taxi tönte immer wieder Falco mit „Der Kommissar“. Warum? fragte ich auch Fernando. „Das ist cool, das hört doch hier momentan jeder“ Danke, das war keine Antowrt auf meine Frage. Vielleicht werde ich dieses Rätsel irgendwann lösen.

Ich war zumindest froh, als ich endlich im Nationalpark ankam. So froh, dass ich meinen Rucksack im Taxi vergaß, wie ich leider zu spät feststellte. Zum Glück hatte ich wie immer alles Wichtige am Körper…außer meiner Regenjacke, die ich auch bitter nötig gehabt hätte.

Ein paar brasilianische Minions und ich

Auch an diesem Ticketschalter wurde ich herzlich empfangen. Diesmal war es die Kartenverkäuferin, die einen Freund in Aaachen hatte, und sich ganz schlimm mit ihm zerstritten hatte. Ich fragte schnell, wer denn Schuld gewesen sei, sie sagte sie. Ich schrieb ihr ein paar nette Sätze auf Deutsch auf und begab mich flink ohne wasserabweisende Stoffe in den Park.

Und traf auch schon bald auf ein Grüppchen gelber Menschen (Minions?). Sechs Stundenten aus Brasilien, die weder Spanisch noch Englisch sprachen, aber mit denen ich mich Hand-Fußtechnisch sehr gut verstand und wir uns daher gemeinsam ins kühle Nass aufmachten.

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Brasilianische Minions

Da meine Regenjacke im Auto von Fernando schlummerte, ergab sich ein kleines Proeblem, das ich wie folgt zu lösen versuchte. Ich hatte nämlich die unglaubliche Intelligenz beim Packen meines Rucksacks besessen, mit einer einzigen Hose nach Iguazu zu reisen. Gut, wer nicht nachdenken will, der muss halt leiden und pitschnass nach Hause zurückfliegen.

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Trockne, trockne liebe Hose

Hätte ich eigentlich gar nicht, denn mein lieber Hostelbesitzer hätte mich am liebsten gleich dabehalten. „Komm doch nach Puerto Iguazu, hier gibts ganz viele Jobs“ Ähm, nein, Danke, dieses unschlagbare Angebot musste ich dann doch schweren Herzen ausschlagen.

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