LateinamerikaPeru

Stein-Zeit: Nein, Steine sind irgendwann nicht mehr ok.

Zusammen mit Nabil aus Australien und Daan aus Holland geht es mit dem Nachtbus nach Cusco in Peru. Die Grenzüberquerung klappt problemlos und um vier Uhr morgens werden wir unsanft mit Sack und Pack in der cusconischen Prärie rausgeschmissen. Wohin es jetzt gehen sollte, darüber hatte sich von uns Dreien noch keiner Gedanken gemacht. Wichtiger war der leckere Fisch vom Titicacasee und das Zusamensuchen jeglicher Gepäckteile.

Ankunft in Cusco

Am Busbahnhof tummelten sich tausende von Taxifahrern und Personen, die uns ein Hotel andrehen wollen. Wir einigen uns auf eine Unterkunft aus dem Lonely Planet und machen uns auf den Weg. Einchecken dürfen wir noch nicht, aber im Fernsehzimmer chillen. Und endlich duschen – wie schön! Anschließend erkunden wir Cusco.

Salkantay Trek: Wandern, leiden und staunen auf höchstem Niveau

Daan und ich wollen uns einen Anbieter für ein Machu Picchu Trekking suchen. Nabil hatte schon vorher gebucht. Wir entschieden uns schließlich für den viertägigen Salkantay Trek – ob sich mein Körper noch ein zweites Mal dafür entschieden hätte?

Tag 1: Eigene Willkommensmatte im Zeltlager
Um drei Uhr morgens werden wir abgeholt. Ich hatte die zwei Nächte zuvor zusammengerechnet genau null Stunden geschlafen. Nach einem kurzen Frühstück geht’s los. Sieben Stunden Wandern stehen an: hoch, runter, durch Wäldchen und auf Schotterpisten. Unser Grüppchen aus zwölf Leuten ist tapfer, mag aber die Trampelpfade nicht – denn die kürzen zwar ab, gehen aber deswegen auch extrem steil bergauf. Die Natur ist schön, die Sonne extrem heiß und mein kunterbunter peruanischer Rucksack beginnt unter der Last von Lamapulli, Sonnencreme, Wasser und Mandarinen zu schwächeln.

Kurzer Zwischenstopp Salkantay Trek
Kurzer Zwischenstopp Salkantay Trek
Salkantay Trek Anfang
Auf dem Salkantay Trek

Nach dem langen Marsch kommen wir schließlich an unsererem Zeltlager an. Mit vielen blauen Plastikplanen und offenen Toiletten. Das hält Daan und mich aber noch lange nicht davon ab, uns häuslich in unserem Zelt einzurichten. Mit Papier und Stift wird zunächst einmal ein eigenes Adressschild gebastelt – Villa Ahoy nr. 2. Benannt nach unseren Keksen. Ein weiteres Papier wird zur Willkommensfußmatte umfunktioniert. Beides war am nächsten Tag verschwunden. Da waren wohl Neider am Werk. Und so häuslich es auch schien, arschkalt war es trotzdem. Denn die Schlafsäcke hatten eine nicht so gute Qualität wie die in der Uyuni Salzwüste und der Wind pfeifte auf 4000 Meter über Null auch recht ordentlich ums Zelt herum.

Zelten auf dem Salkantay Trek
Villa Ahoi: wir richten uns häuslich ein

Tag 2: Schlappatmung und Kakao
Der zweite Tag beginnt: kalt, nass, dunkel und mit einem durchaus sehr sehr sehr kontinentalen Frühstück. Um vier Uhr morgens werden wir mit Coca-Tee geweckt, oder besser gesagt mit heißem Wetter, das mit viel Fantasie ein bisschen nach Coca schmeckt. Nein, das ist jetzt auch nicht auf die bolivianische Coca-Überdosis zurückzuführen. Auf dem Programm für den zweiten Tag standen 11 Stunden Trekking – davon fünf Stunden nur steil bergauf. Nur bergauf…über Steine. Viele Steine. Steil. Argh.

Salkantay Trek bergauf
Immer nur bergauf – doch der Blick ist unbezahlbar

Am Anfang ist man noch motiviert, ein paar hübsche Wiesen mit Pferden und ein Flüßchen. Diese Steine. Die dünne Luft. Auf der Höhe setzt dann schnell die Schlappatmung ein. Dann ein erster kleiner Stopp an einer Lagune. Hach die Sonne ist so schön. Ich schlafe kurz ein. Dann weiter. Aber ich will doch schlaaafen. Steine, Steine, Steine. Auf der Hälfte frage ich mich: Was ist, wenn ich nicht mehr kann? Muss ich dann hier schlafen? Das könnte ziemlich kalt werden.

Im Endeffekt schaffe ich es. Wir kommen auf dem Bergpass des Salkantay an. Gletscherartig und majestätisch liegt er vor uns. Miguel, unser Führer, führt ein Ritual an Erinnerung an seine Vorfahren mit Hilfe von Coca-Blättern durch. Wir sind einfach nur froh, ein bisschen zu sitzen. Dann wird es toll. Es geht bergab, und zwar die ganze Zeit. Für die nächsten Stunden wandern wir vom Gletscher in den peruanischen Regenwald hinein. Mit jeder Stunde ändert sich das Klima, es wird wärmer und die Luft feuchter. Aber es hat sich gelohnt, die Landschaft ist wirklich fabelhaft.

Gipfel Salkantay
Gipfel Salkantay
Salkantay bergab
Es geht wieder bergab

Erschöpft kommen wir in unserer nächsten Unterkunft an. Also bei unserem Zelt. Es gibt Popcorn und Kakao, das kennen wir bereits vom Vorabend. Aber auf den richtigen Kakao kommt es an, denn es gibt guten und schlechten Kakao, und diesmal stand die schlechte Kakaopackung bei uns auf dem Tisch und die gute auf dem Tisch einer fremden Gruppe. Ein Mädel aus unserer Gruppe schnappt sich kurzerhand den Guten vom anderen Tisch, wird aber daraufhin vom Fremdguide ermahnt. Mist, uns bleibt der eklige Kakao. Hinzu kommt eine kleine Auseinandersetzung zwischen Gruppe und Miguel. Es gibt einige Ungereimtheiten bezüglich der Planung. Spanierin Pilar, der Sprache mächtig, nimmt ihn sich zur Seite. Am nächsten Morgen gibt es guten Kakao auf unserem Tisch. Versehntlich ausgetauscht von Miguel. So ein Zufall.

Tag 3: Steine, zum Glück mit Moos bewachsen
Der dritte Tag beginnt ausschließlich mit Dschungel. Ein fünfstündiger Marsch, den wir auch alle, wenn auch schon leicht ermüdet und geschwächt, gut meistern. Danach werden Daan, Pilar und ich zur Eisenbahnstation gefahren, die anderen hatten einen Tag mehr Trekking gebucht. Diese Eisenbahnstation war Anlass zur vorabendlichen Diskussion mit Miguel gewesen. Uns wurde bei der Buchung des Trekkings gesagt, dass es einen Transport von der Eisenbahnstation Hydroelektrika bis nach Agua Calientes (das Städtchen, von der aus man den Machu Picchu erreicht) inklusive sei. War es dann aber im Endeffekt nicht.

Es blieben also genau zwei Möglichkeiten: den völlig überteuerten Zug nehmen – oder weitere drei Stunden laufen. Das Problem war nur, dass wir alle sehr viel Gepäck hatten. Alle wollten wir laufen, doch letztendlich entschieden wir uns dafür, dass einer mit dem Zug fährt inklusive all dem Gepäck und die anderen beiden laufen. Ich erbarme mich, Zug zu fahren – die anderen beiden sind einfach flinker.Also quetsche ich mich mit tausend Rucksäcken und Taschen in den Zug. Das ist dann der Moment, wo man hofft, dass sich kein dicker Mensch neben einen setzt. Ähm ja, dann kam dieser dicke Mensch. Und wollte mich unbeding in ein langweiliges Gespräch verwickeln. Ich antwortete mit Ja auf seine Ja-Nein Frage und steckte meine Kopfhörer zurück ins Ohr. Müde, lass mich mal in Ruhe bitte.

Tag 4: Ich will keine Treppen mehr steigen aber ich will doch zum Machu Picchu
Um vier Uhr morgens wird das Tor zum Machu Pichhu geöffnet. Es nieselt, obwohl eigentlich Trockenzeit in Peru ist. Die letzten Tage haben einen Muskelkater im ganzen Körper hinterlassen, am schlimmsten ist Treppen auf-und absteigen. Doch genau das steht auf dem Plan. Natürlich kann man auch für zehn Dollar mit dem Bus hochfahren – aber mal ganz ehrlich, ich bin jetzt nicht den ganzen Weg hierhin gelaufen um dann mit dem Bus hochzufahren. Und ich finde, den Machu Pichhu sollte man zu Fuß rauflaufen, so! Schmerzhafte zwei Stunden bergauflaufen später erreichen Daan und ich den Eingang – Pilar läuft ungefähr fünfmal so schnell und hatte wahrscheinlich inzwischen schon alles gesehen. Der erste Blick auf den Machu Picchu ist – extrem nebelig. Aber danach klärt es sich etwas auf. Es hat sich wirklich gelohnt:

Machu Picchu

Nachem wir den ganzen Tag auf dem Geländer rummarschiert waren, gings wieder bergab. Auf halben Weg verwandelte sich die Treppe in einen Wasserfall. Fix und fertig kamen wir nachts in Cusco an. Durchnässt und krank.

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