Der nächste Tag beginnt ein kleines bisschen früher als der vorherige. Ja, man kann sogar fast sagen, dass wir erstaunlich fleißig waren, was das Sehenswürdikeitenangucken betrifft.
Topkapi Palast: Ein Foto von einem Foto
Wir besuchten als erstes den Topkapi Palast, von dem wir allerdings ein bisschen enttäuscht waren. Da waren so viele Waffen. Vielleicht lag es aber auch einfach an der schmierig grauen Tristesse, die sich über Istanbul ausgebreitet hatte. Sehr süß allerdings war der hochmotivierte Japaner, der von dem hochwertigen Diamanten im Palast kein Foto machen durfte, und deshalb ein Foto von einem Foto des Diamanten machte. Der Sinn ist für normalsterbliche Fotografen nicht auf den ersten Blick ersichtlich und auf dem zweiten auch nicht. Aber er hat sich so sehr gefreut! Und das hat mich irgendwie auch gefreut!
Grau und blau: Die Farben Istanbuls im Winter
Irgendwas war da im Ansturm, das spürte man. Die blaue Moschee fanden wir schön, auch wenn sie gar nicht so richtig blau war. Vielleicht hatte sich aber auch der graue Schleier bereits auf unseren Augen niedergelassen und vernebelte uns die objektive Betrachtung der Sehenswürdigkeiten. Da wir ja auch sonst ungemein objektiv durchs Leben streifen, Rebecca und ich.
Fische füttern bringt Glück
Es wurde dunkel und feucht um uns. Wir stiegen in die Zisterne herab, um uns herum erhoben sich prächtige Steinsäulen im rötlichen Licht. Eigentlich ganz gemütlich hier! Aber leider nicht wärmer als draußen. Dafür gab es richtig fette Fische, die hier genüßlich im Wasser herumschwammen als wären sie schon genauso lange hier unten, wie die Zisterne existiert. Wir wollten einen Taler, wie wir die Lira liebevoll nennen (warum? wissen wir nicht, wir finden nur das Wort Taler äußerst süß und passend für diese Währung) in das Wasser werfen. Das bringt Glück. Aber irgendwie finden wir keinen Ort in der riesigen Zisterne, der uns zusagt.
In der Tasche fanden wir unsere Sesamringe (Simit) und wussten sofort, dass auch Brotkrumen Glück bringen, wenn man sie professionell und liebevoll rücklings ins Wasser schmeißt und sie den fetten Fischen zum Fressen gibt. So sah der ein oder andere uns vielleicht mit dem Rücken zum Wasser stehen und voller Freude und leidenschaftlicher Hingabe Brotkrumen ins Wasser schmeißen. Dass es kein Glück gebracht hat, nun, das zeigte bereits der nächste Tag.