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Jordanien: Allein unter Beduinen

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Die Scheinwerferstrahlen des Jeeps wurden von der kargen Wüstennacht verschluckt. Mit meinem Armen voller Feuerholz stand ich irgendwo im Wadi Rum – und dachte mir: Was mache ich hier eigentlich?

Mit dem Jeep durch Wadi Rum

Die Luft brannte und es bildete sich ein leichter Smogschleier vor unseren Augen, als wir die Grenzstation auf jordanischer Seite verließen. Welcome to Jordan. Von riesigen Plakaten lächelten uns der jordanische König und andere wichtige jordanische Persönlichkeiten entgegen. Genauso strahlte unser fast zahnloser Taxifahrer, der uns mit einem leichten Winken zu sich lotste. Sonst war hier eigentlich nichts, außer jede Menge Sand. Wir schwangen uns voll beladen ins Taxi. Unser Ziel: Wadi Rum. Dumdidum.

Nach ca. einer Stunde Fahrt (Kosten ca. 35 JD) durch die jordanische Wüstenlandschaft erreichten wir das Wadi Rum Visitor Center, den Ausgangspunkt für (spontane) Touren durch das Wadi Rum. Wir hatten bisher noch nichts gebucht oder uns anderweitig mit den nächsten 24 Stunden beschäftigt, aber jetzt waren wir nun einmal hier. Unser Guide war schnell gefunden: Abdul – ein junger Tourismusstudent, gebürtig aus Rum Village und und in sein fesches Beduinengewand gehüllt, lächelte uns an.

Abdul schloss sein Handy inklusive seiner Lieblingssongs an. Der Jeep tuckerte durch Rum Village – noch schnell was bei den lieben Verwandten abgeben – dann ging es auch schon los.

Rum Village – so könnte ja auch mal ne Stadt auf Kuba heißen

Die Luft flirrte – gar nicht zu denken, dass zu Hause eiskalter Dezember war. Das Wüstenfieber packte uns schon nach kurzer Zeit. Unser Jeep verlor sich in den sandigen Weiten des Wadi Rum.

Auf den ersten Metern durch die Wüste
Kurzer Stopp
Es ist ganz schön anstrengend, einen Haufen Sand hochzulaufen…
Aber es lohnt sich!
State of Arch

Wadi Rum – auch wenn das im Hintergrund aussieht wie ne Pyramide
Zwischendurch passieren wir immer wieder kleine Camps und ruhen uns bei einer Tasse Tee aus

Wie ruft man Kamele?

Die Sonne hatten den Zenit schon weit überschritten, als Abdul seinen Jeep mitten in der Wüste zum Stehen brachte. In der Ferne sahen wir ganz süße, wilde Kamele. Da geht einem ja sofort das Herz auf.

Langsam bewegten wir uns in Richtung der Tiere, Abdul gab wohl seltsame Laute von sich. Das bekam ich aber nicht mit, weil ich mich vor meinem inneren Auge schon mit den süßen Tieren kuscheln sah. Dann rief Abdul mir zu: Sarah, ruf die Kamele.

Hello, Camel! rief ich, aufgeschreckt aus meinem Tagtraum und winkte fröhlich. Die Kamele kamen natürlich nicht. Abdul konnte auch nichts mehr machen, da er halb auf dem Boden lag vor Lachen.

Aber hallo? Von den komischen Geräuschen von ihm kamen die Kamele ja auch nicht. So!

Kamel nr 1, sehr fotogen

Wüstennacht, Feuerholz und ein Hochzeitstanz

Nach der Misere mit den Kamellockrufen wollte ich zumindest auch etwas wüstenmäßig richtig machen und übernahm das Steuer des Jeeps. Das machte sooo Spaß, dass ich uns den Rest des Tages bis ins Camp fuhr.

Camels, aus dem Weg!! (weil sonst war da ja nix im Weg…außer Sand)
Yay…unser Beduinen-Camp!

Langsam wurde es dunkel und ein wunderschöner Sternenhimmel erstreckte sich über unseren Köpfen. Doch an Schlafen war noch lange nicht zu denken. Nach einem kurzen Abendessen im Camp (Mansaf, eigentlich ein jordanisches Lammgericht, das hier der Einnfachheit halber mit Hähnchen zubereitet wurde) ging es für uns drei wieder in die Wüste.

Sonnenuntergang in Wadi Rum

Es war mittlerweile so dunkel, dass nur die Scheinwerfer des Jeeps und die zehntausend Sterne über uns den Wüstenboden erhellten. Dann stoppte Abdul plötzlich im Nirgendwo. Ich hatte absolut keine Ahnung wo wir waren – aber ich würde mal schätzen, dass ich das die acht Stunden davor auch nicht hatte. Nur diesmal war es komplett dunkel. Wir brauchen Feuerholz. Okay! Wir sprangen aus dem Jeep und fingen an, vertrocknete Äste aus dem Boden zu ziehen.

Die Scheinwerferstrahlen des Jeeps wurden von der kargen Wüstennacht verschluckt. Mit meinem Armen voller Feuerholz stand ich irgendwo im Wadi Rum – und dachte mir: Was mache ich hier eigentlich?

Doch dann ging es schon weiter. Abdul manövrierte den Jeep durch die Dunkelheit und nach einiger Zeit kamen wir zu einer Höhle. Wir schleppten des Feuerholz aus dem Auto, türmten es vor der Höhle auf und tadaaaa…

Höhlenfeuer

Alles ganz chillig. So für die ersten zehn Minuten. Bis wir in der Ferne Scheinwerfer erspäten. Ein Jeep steuerte auf unsere Höhle zu.

Vielleicht andere Touris, dachten wir. Der Jeep hielt vor der Höhle und drei Beduinen sprangen heraus. Moment mal, das war jetzt aber nicht der Plan gewesen…

Jetzt waren wir allein mit vier fremden Männern irgendwo in der Wüste – ich kann mir enspanntere Situationen vorstellen. Was wäre, wenn jetzt etwas passierte? Ich stellte mir vor, wie ich weglaufen würde, so auf einer Fläche von 720 km², die diese Wüste nun einmal hat – ja, das schien ein ziemlich…schlechter Plan zu sein. Ich schaute meine Reisebegleitung an – ein Blick sagt mehr als tausend Worte.

Abdul kannte die Beduinen, die sich jetzt auf den Höhlenboden chillten und irgendetwas rauchten. Sie sprachen und lachten, es schien freundlich aber in Anbetracht dessen, dass wir hier nicht weg konnten, waren wir angespannt.

Plötzlich sprangen die Männer auf. Sie redeten wild auf Arabisch auf Abdul ein. Was war denn jetzt bitte los? Sie wollen einen traditionellen Hochzeitstanz für euch aufführen, übersetzte Abdul. Okay.

Also tanzten und sangen sie, Abdul und wir mittendrin, aber toll finden konnten wir es irgendwie nicht. Und sagten Abdul, dass wir schon müde seien und gehen möchten. So eine halbe Stunde nach Ankunft. Abdul war zunächst überrascht, aber merkte sofort, dass wir uns unwohl fühlten. Er sagte etwas auf Arabisch und fing an die Sachen zusammenzupacken. Die Beduinen sprangen auf, kletterten in ihren Jeep und zogen weiter zur nächsten Höhle.

Zurück im Camp genossen wir den klaren Sternenhimmel, zwar ohne Lagerfeuer – aber mit ein bisschen mehr Ruhe. Denen war einfach nur langweilig, sagte Abdul – was verständlich war, nachts in der Leere der Wüste, wo nach Sonnenuntergang auch nicht mehr so viel geht. Aber ich kann euch verstehen, ergänzte er, so als Mädels nachts in der Wüste ganz allein unter Beduinen.


Wenn ihr euch für eine individuelle Tour durch Wadi Rum interessiert, kann ich euch Abdul als Guide wärmstens empfehlen. Für Kontaktdaten könnt ihr mir einfach über das Kontaktformular schreiben.

 

 

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