Sie ist bunt, sie ist wild, sie ist lebensfroh – und höchstmusikalisch noch dazu. Die Rede ist von der brasilianischen Stadt Salvador da Bahia. Ein Spaziergang durch das afrobrasilianische Herz des größten Landes Südamerikas.
Salvador da Bahia: Bunt, fruchtig, süß
Eine weitere Mango landete in unserem kleinen Einkaufswagen, den ich langsam an den Farbexplosionen um mich vorbeischob: Mangos über Tomaten über Papayas über Melonen und sämtliche weitere Früchte, die ich nicht kannte, türmten sich um mich auf. War ich im Paradies? Man konnte sich wahrlich nicht daran satt sehen – aber sehr wohl satt essen.
Der Verkäufer war glücklich, dass wir seinen kleinen Laden entdeckt hatten – und schnitt sogleich eine mir fremde Frucht auf, damit wir sie probierten. Es war unser erster Tag in Salvador und er schmeckte bereits süß und fruchtig.
Wer seine ersten Schritte durch die Stadt an der Ostküste Brasiliens setzt, hat das Gefühl in der Karibik zu sein. Afrikanische Trommelrhythmen verschmelzen mit portugiesischem kolonialem Baustil, kreolische Speisen treffen auf brasilianische Esskultur und die schnellen Bewegungen der Capoeiristas werfen Schatten auf das von der Sonne erhitztem Kopfsteinpflaster.
Der dunkle Schatten
Doch was so bunt und lebensfroh erscheint, wird von einem dunklen Fleck in der Geschichte Brasiliens überschattet. Denn viele indigene Volksstämme, die vor Ankunft der Portugiesen in der Region Bahia lebten, wurden von den Kolonialisten ausgelöscht. Die übrige indigene Bevölkerung wurde versklavt – und musste auf Tabak- und Zuckerrohr-Plantagen arbeiten.
Bahia wurde schnell zum wirtschaftlichen Anker Brasiliens – und Salvador sogar Hauptstadt (1549-1763). Durch das große Wachstum reichte die Arbeitskraft der indigenen Bevölkerung bald nicht mehr aus. Es wurden afrikanische Sklaven nach Brasilien gebracht – zwischen 1550 und 1850 über 3,6 Millionen! Da die Sklaven ihre afrikanische Kultur (wenn auch heimlich) weiter pflegten, vermischten sich die Bräuche über die Jahrhunderte.
1888 war das Jahr, in dem die Sklaven befreit wurden. Die düsteren Jahre sind der Grund dafür, dass die Stadt heute bunt ist – und ein afrobrasilianisches Juwel, das in ganz Brasilien seinesgleichen sucht.
Salvador da Bahia: Stadtviertel , die du dir nicht entgehen lassen solttest
1. Pelourinho
Wer auf der Suche nach einem Postkartenmotiv ist wird hier glücklich. Pelourinho – oder wie es die Einheimischen einfach kurz nennen „Pelo“ ist UNESCO-Weltkulturerbe und besitzt die ältesten Bauten Salvadors. Den Zugang zur Altstadt, die oberhalb liegt, erreicht man gut durch einen Aufzug – den Elevador Lacerda. Er befindet sich hinter dem Mercado Modelo – eine Markthalle, die auch einen Besuch wert ist.
Nach einer kurzen Aufzugfahrt landet man in der Cidade Alta – und kann sich durch die vielen Straßen treiben lassen, mit ihren Souvenirläden, Kunsthanwerkern und Trommlern.
Hier im Pelourinho drehte Michael Jackson auch sein Musikvideo zum Song „They don’t care about us“ – und bekam Unterstützung durch die berühmten Trommler Salvadors.
Aber vorsichtig: Lasst euch nicht zu sehr von dem Charme der Altstadt ablenken – Taschendiebe sind hier gern unterwegs. Und auch wenn Pelourinho tagsüber bunt und wild ist, kann es in den Abendstunden und nachts an vielen Ecken oft einsam und menschenleer sein.
2. Barra
Während die Altstadt mit „shabby chic“ auftrumpft, ist der Stadtteil Barra ein bisschen moderner, ein bisschen mehr Strand und Meer. Hier gibt es definitiv drei Dinge, die man mal machen kann und zwar…
…eine frische Kokosnuss schlürfen und im kleinen Park vor der „Morro do Cristo“ einfach mal im Schatten der großen Palmen chillen und anschließend von oben den Blick über die Bucht schweifen lassen.
…einen Strandspaziergang machen in Richtung Leuchtturm auf der anderen Seite der Bucht
…den ältesten Leuchtturms Südamerikas – Farola da Barra – besuchen
3. Rio Vermelho
Nach Sonnenuntergang erwacht der Stadtteil Rio Vermelho – zu deutsch: roter Fluss – zum Leben und lässt die Herzen der Partyanimals höher schlagen. Besonders vor und während der Karnevalszeit gibt es viele Umzüge und Outdoor-Partys. Brasilianer lieeeben es einfach, sich jeden Tag auf den Karneval vorzubereiten. Und wie bereitet man sich besser darauf vor, als ihn vor offiziellem Beginn täglich zu feiern?
4. Bonfim & Monte Serrat
Auch wenn es nicht direkt auf dem Weg liegt von Barra nach Pelourinho, ein Abstecher zur Igreja Nosso Senhor do Bonfim und die umliegenden Straßen lohnen sich sooo sehr!
Für mich war der Spaziergang zwischen der Igreja Bonfim und dem Forte de Monte Serrat ein persönliches Highlight – deshalb widme ich diesem Teil einen eigenen Beitrag: hier entlang!