Knapp 180 Kilometer südlich von Skopje schlagen die Wellen sanft gegen ein paar bunte Kieselsteine. Das Wasser ist so klar, dass man die vielen kleinen Fische zählen kann, die sich hier tummeln.
Hin und wieder erspäht der aufmerksame Beobachter sogar eine Wasserschlange, die aber schnell wieder im Schatten der unzähligen Fischerboote verschwindet.
Wer an den malerischen Ufern eines der ältesten Seen der Welt nicht entschleunigt, dem ist nicht mehr zu helfen. Zu Recht sagt man in Nordmazedonien: „Wenn du den Ohrid-See nicht gesehen hast, kennst du Mazedonien nicht.“
Ein Spaziergang durch Ohrid
Der See und das kleine Städtchen Ohrid sind nicht nur bei Einheimischen ein beliebtes Urlaubsziel. Da macht es auch gar nichts aus, dass Nordmazedonien keinen Zugang zum Meer hat. Denn wer braucht schon ein Meer, wenn man in einem der ältesten und klarsten Seen der Welt baden kann?
Und wer den See lieber vom Ufer aus genießt und schon immer einmal eine Postkartensammlung erstellen wollte, sollte seine Kamera zücken – denn in Ohrid gibt es die schönsten Sonnentergänge des Landes.
Ein beliebtes Motiv ist die Johannes-von-Kaneo-Kirche, von deren Anhöhen man einen atemberaubenden Blick über den Ohrid-See hat.
Auch die Stadt selbst ist ein Highlight: Schmale Gassen schlängeln sich den Hang hinauf, es gibt kleine begrünte Gärten, urige Pensionen, eine Vielzahl an Kirchen, spielende Katzen und vor allem: Ganz schön viele Treppenstufen!
Vom oberen Teil der Stadt hat man einen herrlichen Blick auf den See, hier gibt es viele Pensionen. Je nach Kondition sollte man aber bedenken, dass man zum Schlafen immer wieder nach oben laufen muss – denn alle Restaurants sind am Seeufer bzw. im unteren Teil der Stadt.
Für einen ersten Eindruck lohnt sich ein Spaziergang entlang des Ufers. Es gibt einen neu gebauten Holzssteg, der entlang der Buchten führt.
Wenn man ihn bis zum Ende geht, gelangt man zur Johannes-von-Kaneo-Kirche. Sie ist der Foto-Hotspot schlechthin. Besonders lohnt sich ein Spaziergang zum Sonnenuntergang.
Wer weiter läuft (hoch, runter, hoch) – man läuft hier quasi nie auf einer Ebene – gelangt zu ein paar kleinen Stränden. Ungestört plantscht man am Labino Beach, ein kleiner Kiesstrand, zu dem man hinunterlaufen kann.
Sveti Naum und das schlagende Herz des Heiligen
Im Hafen machen derweil ein paar Männer ihre Motorboote bereit für die Überfahrt nach Sveti Naum. Das mystische Kloster an der Grenze zu Albanien wurde Ende des 9. Jahrhunderts vom heiligen St. Naum erbaut. Man erreicht es per Boot oder mit dem Auto. Vereinzelt gibt es auch Busse von Ohrid aus.
Das Hauptkirche an sich ist sehr klein, aber das Gelände riesig: Es gibt einen eigenen großen Strandabschnitt, grüne Parkflächen und eine Restaurantinsel. Wer mag, kann sogar an Bänken und Tischen im Wasser essen oder mit dem Boot über einen zugewachsenen See rudern.
Die Kirche selbst wird von einer Vielzahl an Pfauen bewacht. Erst später habe ich die Warnschilder gesehen, auf denen stand, dass man Abstand zu den Pfauen halten sollte, aber ich war sowieso viel zu fasziniert von den bunten Federn.
Das Flackern der Kerzen, das viele Gold und die Ikonen geben der kleinen Kirche einen mystischen Anstrich. Hier liegt ihr Erbauer – der Heilige St. Naum – begraben.
Die Legende besagt, dass man immer noch seinen Herzschlag hört, wenn man den Kopf auf sein Grab legt. Vielleicht ist es aber auch nur das plätschernde Wasser des Ohrid-Sees – das liegt ganz im Ermessen des Besuchers.
Welcome to Saint Tropez
Nordmazedonien hat sein eigenes Saint Tropez. Um genauer zu sein: Es hat einen Strand, der so genannt wird. Eigentlich heißt der Strand Trpecja, aber alle sprechen von Saint Tropez.
Ohne Frage, der Strand ist hübsch und das Wasser strahlend klar – aber ob es hier aussieht wie in Saint Tropez? Das kann ich natürlich nicht beurteilen – ich war noch nie in Saint Tropez.
Auf dem Weg zurück nach Ohrid kommt man an der Bay of Bones vorbei. Hier wurde ein altes mazedonische Dorf rekonstruiert anhand von Fundstücken aus dem Ohridsee.
Galicica-Nationalpark: Eine Enttäuschung?
Rund um den See gibt es viel zu entdecken: Der Galicica-Nationalpark ist nur mit dem Auto zu erreichen und bietet ein Traum-Panorama auf den Ohrid-See.
Wer Wanderschuhe dabei hat, kann in einer vierstündigen Wanderung den Magaro-Gipfel erklimmen und anschließend den Blick auf zwei Seen gleichzeitig genießen: Den Ohrid-See und den Prespa-See auf der anderen Seite des Nationalparks.
Allerdings handelt es sich hier nicht um einen entspannten Rundweg, sonder man läuft zwei Stunden bergauf (am Anfang nur durch Wald) und danach wieder zwei Stunden den gleichen Weg runter.
Leider gibt es keine alternativen Wanderrundwege, weshalb wir es im Nationalpark selbst etwas langweilig fanden. Von der Natur her ist der Galicica-Nationalpark auch nicht gerade etwas, was man noch nie gesehen hätte. Auch wenn die meisten Mazedonier von dem Nationalpark schwärmen, sollte man nicht allzu viele Erwartungen haben.
Essen & Trinken in Ohrid
Um den Abend schön ausklingen zu lassen bietet Ohrid eine Vielzahl an Restaurants. Allerdings sind die Gerichte hier um einiges teurer als in Skopje. Fischliebhaber sollten unbedingt die Ohridforelle probieren, die im Ohridsee endemisch ist. Neben der Biersorte Skopsko gibt es hier auch vermehrt das Bier Zlaten Dab aus Prilep.
Tipp: Auch wenn es nicht am See liegt und auf den ersten Blick nicht so einladend aussieht, möchte ich folgendes Restaurant empfehlen: Viva Ksantika, Tsar Samoil 23. Die Speisen sind frisch, es gibt eine gute Auswahl, darunter selbstverständlich auch die Ohridforelle.
Allein wegen des Ausblicks lohnt sich aber auch ein Snack oder Abendessen in einem der Restaurants direkt am Ufer.