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Nordmazedonien: Urlaub auf „Balkanien“

Obwohl Nordmazedonien nur zweieinhalb Flugstunden entfernt liegt, ist das kleine Land im Herzen des Balkans bei uns als Urlaubsziel noch relativ unbekannt. Dabei wartet es nur darauf, entdeckt zu werden!

* Dieser Text erschien am 17. Juli 2021 in der Rheinischen Post. -> Hier geht es zum PDF.

Gemächlich tuckert ein roter Doppeldeckerbus an einer Nachbildung des Pariser Triumphbogen vorbei. Unweit entfernt, auf dem türkischen Basar, öffnen die ersten Händler eifrig ihre kleinen Läden. Ihre Auslagen: Goldschmuck, frisches Gemüse und Baklava, das nach Angela Merkel benannt ist. Über dem Markttreiben thronen eine mittelalterliche Festung sowie eine prächtige Moschee, in der Ferne erklingen die morgendlichen Kirchenglocken. Der Beginn eines ganz normalen Tages in Skopje – der Hauptstadt Nordmazedoniens.

Für die meisten Besucher beginnt die Reise genau hier – am Kreuzweg zwischen östlicher und westlicher Kultur. Skopje zählt mit etwa 540.000 Einwohnern zu den kleineren Hauptstädten Europas, doch umso reicher ist die Stadt an mächtigen Statuen und ausgefallenen Baustilen. Zwar wurde Skopje in seiner Geschichte immer wieder zerstört und neu aufgebaut, Hauptgrund für das architektonische Potpourri ist jedoch in erster Linie das umstrittene Bauprojekt „Skopje 2014“. Der einstige Regierungschef Nikola Gruevski wollte der Stadt einen neuen, teuren Anstrich verleihen. Das Resultat: Überteuerte prunkvolle Gebäude, die anschließend von Aktivisten mit Farbbeuteln beworfen wurden.

-> mehr zum Bauprojekt „Skopje 2014“

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Wahrzeichen von Skopje: Die Alexander-der-Große-Statue auf dem Mazedonien-Platz

Nicht nur die außergewöhnliche Architektur lädt dazu ein, ein paar Tage in Skopje zu verweilen. Einmal gemütlich über die berühmte Steinbrücke flanieren, die das moderne Stadtzentrum mit dem osmanischen Basarviertel verbindet, einen Kaffee in einem der unzähligen Cafés der Altstadt schlürfen oder die historische Kale-Festung erklimmen: Es gibt viel zu entdecken. Dazu gehört auch ein Abstecher zum Gedenkhaus der wohl prominentesten Tochter dieser Stadt: Mutter Theresa. Wer sich zunächst einen Überblick verschaffen möchte, kann mit der Seilbahn hinauf zum Millenium Cross fahren – von dort gibt es den besten Blick über Skopje.

-> Hier geht es zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Skopje und Umgebung

Das wahre Nordmazedonien jedoch erstreckt sich weit über die Stadtmauern hinaus. Die Region präsentiert sich als ein multikulturelles Mosaik, gepaart mit wilden Landschaften und ausgesprochen gastfreundlichen Menschen. Das Land der strahlenden Sonne – zumindest seiner Flagge nach zu urteilen – befindet sich auf der Weltkarte irgendwo zwischen Griechenland und den Kosovo. Namentlich existiert das Land erst seit 2019. Denn die frühere Republik Mazedonien änderte ihren Namen nach einer Auseinandersetzung mit Griechenland.

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Unterwegs in der Altstadt von Skopje

Bereits wenige Kilometer vor den Toren Skopjes rauschen die Quellen des Matka-Canyons und laden die Besucher zu einer entspannten Bootsfahrt ein. Hohe Felswände umrahmen das grünlich schimmernde Wasser, kleine Barken machen sich auf den Weg zur Vrelo-Höhle, einer der tiefsten bekannten Süßwasserhöhlen weltweit. Die grüne Lunge lässt die Bewohner der Smog-geplagten Hauptstadt insbesondere an den Wochenenden durchatmen.

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Der Matka-Canyon in der Nähe von Skopje ist die grüne Lunge der Hauptstadt

> Erfahrt mehr über den Matka-Canyon

Doch es gibt auch Orte, die das Land seinen Besuchern nicht gerne zeigt. Šutka (zu Deutsch „der Witz“) ist einer davon: Die größte Roma-Siedlung Europas liegt nur eine halbe Stunde mit dem Bus vom Zentrum entfernt. Hier, an der Endhaltestelle der Buslinie 19, treffen bittere Armut und Perspektivlosigkeit auf eine tragfähige Infrastruktur und moderne Schulen, hier quälen sich Pferdekarren neben Autos deutscher Hersteller durch die schlammigen Straßen. Was man auf den ersten Blick nicht sieht: Šutka ist die bestorganisierte Roma-Siedlung des Landes und verfügt als einzige der Welt über eine regionale Selbstverwaltung.

-> Ihr wollt nach Shutka? – Na dann los!

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Pferdekarren in Shutka

Knapp 180 Kilometer weiter südlich ticken die Uhren anders. Gemächlich schlagen die Wellen des Ohrid-Sees gegen den bunten Kies. Das Wasser ist so klar, dass man die vielen kleinen Fische zählen könnte. Wer an den malerischen Ufern eines der ältesten Seen der Erde nicht entschleunigen kann, muss wohl sehr gestresst sein. Zu Recht sagen die Einheimischen: „Wenn du den Ohrid-See nicht gesehen hast, kennst du Mazedonien nicht.“ Hobbyfotografen sollten ihre Kamera zücken – denn in Ohrid gibt es die schönsten Sonnenuntergänge des Landes.

-> mehr davon? Hier geht es zum Beitrag über den Ohridsee!

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Sonnenuntergang am Ohrid-See

Unweit des Sees, in den mazedonischen Bergen, verbirgt sich eine weitere Besonderheit: Ein unbeugsames Dorf namens Vevčani hat sich nach der Lösung von Jugoslawien selbst zur Republik ernannt. Seitdem verfügen die Bewohner des 3000-Seelen-Ortes über einen eigenen Reisepass, eine eigene Währung (beides hat allerdings nur symbolischen Wert) sowie eine eigene Flagge. Touristen können den speziellen Pass für umgerechnet drei Euro erwerben – inklusive tagesaktuellem Einreisestempel.

-> Lust auf einen ungewöhnlichen Ausflug? Auf nach Vevtschani!

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„Reisepass“ von der Republik Vevchani

Ausreisen darf man aus Nordmazedonien jedoch erst, wenn man sich einmal quer durch die Landesküche probiert hat. Traditionell stehen hier viele Salate, darunter der bekannte „Šopska-Salat“, bestehend aus Gurken, Tomaten und jeder Menge geriebenem Käse, auf dem Speiseplan. Dazu gibt es gut gewürztes Grillfleisch, den traditionellen Bohnenauflauf „Tavče Gravče“ und selbstgebackenes Brot. Zum Dippen wird Ajvar serviert, eine scharfe Paprikapaste. Noch ein Tipp für Gourmets: Nordmazedonien gehört zu den ältesten Weinbauregionen der Welt. Es gibt viele restaurierte Weingüter, darunter auch die bekannte Weinkellerei „Tikveš“. Bierliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Die beiden populärsten Marken sind „Skopsko“ und „Zlaten Dab“.

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In Nordmazedonien stehen vor allem frische Salat auf der Speisekarte

Nordmazedonien hat mit seinem ungewöhnlichen Mix das Potenzial, zum neuen Reise-Geheimtipp zu werden. Und obwohl ein Urlaub dort immer noch ein Abenteuer auf wenig betretenen Pfaden ist, müssen sich Besucher keine Sorgen machen: Der Balkanstaat gilt als ein sicheres Reiseziel. Nicht zuletzt, weil die Mazedonier brav an jedem einzelnen Zebrastreifen halten – denn sonst blüht ihnen eine saftige Geldstrafe.

-> weitere interessante und kuriose Fakten zu Nordmazedonien gibt es hier!


Reise-Infos zu Nordmazedonien:

Reisezeit: Mai bis Oktober

Einreise: Derzeit bestehen keine Einreisebeschränkungen. Nordmazedonien ist seit dem 13. Juni kein Corona-Risikogebiet mehr. Deutsche Staatsangehörige benötigen kein Visum und können mit dem Personalausweis einreisen. Weitere Auskünfte gibt das Auswärtige Amt.

Flug: Fünfmal wöchentlich mit Wizzair ab Köln oder Dortmund direkt nach Skopje, Hin- und Rückflug ab 60 Euro über www.wizzair.com

Weitere Infos: Landeswährung ist der Mazedonische Denar (1 Euro ≈ 60 MKD), die meisten Sehenswürdigkeiten sind kostenlos zugänglich. Für ein warmes Essen inkl. Getränken und Salat zahlt man zwischen 300-600 MKD (≈ 5-10 Euro), ein Bier kostet ca. 90 MKD (≈ 1,40 Euro)


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